"Zwischen den Wienzeilen"  


Wettbewerbsbeitrag zur Neugestaltung des Naschmarktareals in Wien 

Valentiny hvp Architects 

Projektleitung: Anna Valentiny 





Städtebau Analyse

der bestehende städtebaulichen Situation 

Das Bearbeitungsgebiet liegt zwischen dem Karlsplatz und der Pilgramgasse im Herzen Wiens. 


Die beiden Bearbeitungsareale werden durch die die Kettenbrückengasse getrennt, die über den darunter liegenden Wienfluss führt, der Ende des 19. Jahrhunderts aus größtenteils hygienischen Gründen und der Überschwemmungsgefahr den Wienfluss überwölbt, der von hier aus seinen Weg über den Stadtpark bis zu seiner Mündung in den Donaukanal fortsetzt. Somit zeichnet sich aus der Vogelschau das typische geschlängelte Bild der heute zu Großteilen asphaltierten Fläche ab, die den 6ten und den 4ten Wiener Gemeindebezirk auf dieser Höhe mehr trennt als verbindet. Verstärkt wird diese Tatsache durch die stark befahrene Hauptverkehrsader der Linken Wienzeile im Norden. Darüber hinaus stellen der Höhenversprung zur Rechten Wienzeile hin, die offen verlaufende U-Bahntrasse über einen beträchtlichen Teil des heutigen Parkplatzes, sowie fehlende Querungsmöglichkeiten der Straße (Zebrastreifen) beträchtliche Hindernisse dar. 


Heute besteht im Bearbeitungsgebiet West /A ein Parkplatzareal, auf dem einmal in der Woche ein großer Flohmarkt stattfindet. Die Fläche ist vollflächig asphaltiert. Auf der gegenüberliegenden Seite der Kettenbrückengasse erstreckt sich das Bearbeitungsgebiet Ost/B. Der bestehenden U-Bahnstation von Otto Wagner steht das ikonische Marktamt gegenüber. Auch diese Fläche ist weitestgehend asphaltiert. Der Platz wirkt durch die sporadisch während seiner Öffnungszeiten aufgestellten individuellen Marktstände unorganisiert, leer und trist. Es fehlt ein wirklicher Anfang und ein Ende, eine Struktur des Areals. Der Autoverkehr hat derzeit Vorrang auf der Kettenbrückengasse. Die trennt heute, wo sie in Zukunft verbinden soll. 
















Fig. 1 The image of the city
Fig. 2 Top View, "Strombad" with agglomoration,  Midterm
Fig. 3 Zoom-In, Inner Swimming Area

Städtebauliche Zielsetzungen und Lösungsvorschläge

Vom Bearbeitungsgebiet West /A, über die Kettenbrückengasse bis zum Bearbeitungsgebiet Ost/B soll ein stimmiges und in sich geschlossenes städtebauliches Ensemble entstehen. 


Zwei städtebaulichen Klammern machen dies möglich. 


Ost B 

Eine U-förmige Überdachungsstruktur im Bereich des Bauernmarktes inszeniert ein neues Tor zu den Markständen des Naschmarktes. Das Dach folgt der Anordnung der bestehende Marktflächen, die in ihrer Quadratmeterzahl und Organisation zu 100% erhalten bleiben. Es ergeben sich rund 50% teilüberdachter Marktstände, die wenn gewünscht, auch partiell bebaut werden können. Diese Möglichkeit wird in unserem Entwurf vorgeschlagen (Mattierte Plexiblöcke im 1:500 Modell). Weil diese Möglichkeit nicht direkt Gegenstand des Wettbewerbs ist, schlagen wir an dieser Stelle keine konkreten architektonischen Lösungsansätze vor. 


Die U-Form öffnet sich Richtung Kettenbrückengasse und fasst einen klar definierten Platz in seiner Mitte zwischen Marktamt und Linker Wienzeile. Die Überdachung liegt in einer Höhe von 4 Metern und ordnet sich somit hierarchisch den Bestandsgebäuden unter. Gleichsam schafft sie zur rechten Wienzeile hin, einen, vor Witterung und Sonne geschützten Außenraum für die Zulieferung des Bauernmarktareals und seiner geplanten Erweiterung. Darüber hinaus werden die Stellplätze für die Marktaufsicht zur linken Wienzeile hin überdacht. 


Aus dem neu entstandenen Vorplatz zum Naschmarkt hin gelangt man in die Erweiterungsfläche des Bauernmarktes (Mottomarkt) wo zur rechten Wienzeile hin eine weitere Reihe an Marktständen als neuer architektonischer Baukörper im Stadtgefüge entsteht. Diese Marktstände sind ebenso überdacht. 


West A 

Die zweite Klammer bildet ein leichte Erdaufschüttung von rund 2,5 Metern über die gesamte Länge des Bearbeitungsgebietes West A . Sie ist an strategisch wichtigen Punkten eingeschnitten, so dass wichtige Blickbezüge zwischen dem 6ten um dem 4ten Bezirk entstehen. Ihre primäre Funktion ist die Abschottung der Parklandschaft von Abgasen und Lärmverschmutzung von Seiten der dicht befahrenen Linken Wienzeile im Erdgeschossbereich. Sie wird zum Pflanzungsquartier für mittel- und großkronige Bäume. Durch diese Klammer entsteht die Empfindung einer ruhigen Insel im Inneren des Parkareals. Darüber hinaus, erfährt auch die Erdgeschosszone der linken Wienzeile einen Mehrwert in der immergrün bepflanzten Struktur, aus der die Wipfel der Bäume emporwachsen. 


Durch die Einschnitte wird der Park in seine thematischen Schwerpunkte „Landschaft“ & „Flohmarkt“ aufgeteilt. 

Die Kettenbrückengasse sowie die „strategisch wichtigen Punkte“ werden zu Begegnungszonen, die als „Shared Space“ von Fußgängern, Rad- und Autofahrern in dieser Hierarchie benutzt werden. Dies wird durch den Einsatz eines einenden Bodenbelages aus recyceltem Pflaster realisiert. Dieser Bodenbelag setzt sich am Bauernmarkt, sowie innerhalb des Parks fort. 


Das Neue Parkareal wird zum Katalysator zwischen dem 6ten und dem 4ten Wiener Gemeindebezirk und zum Begegnungsraum.

Fig. 5 Model, 3D Print on Mirror, Midterm
Fig. 5 Model, 3D Print on Mirror, Midterm


Das Thema des Wienflusses / Wasserflächen im Park

Wir haben uns explizit gegen eine Öffnung der Parklandschaft zum Wienfluss entschieden. Selbst wenn die Radierungen aus der Zeit vor der Überwölbung der Flusses eine romantische Stimmung skizzieren, darf man jedoch nicht vergessen, dass der Fluss aus den erwähnten Gründen des Hochwasserschutzes und der Hygiene kanalisiert wurde. Im besten Falle könnte eine Freilegung des kanalisierten Flusses, wie im Stadtpark entstehen. Außer im Falle einer sehr kostspieligen Renaturierung des Kanals könnte aber niemand vom Zugang zum Wasser profitieren. 


Das Zutage bringen des Flussbetts erfolgt in unserem Entwurf vielmehr auf formaler Ebene. 


Die Erdaufschüttung zur Linken Wienzeile, erinnert im Parkinneren an einen Bootsrumpf, folgt in ihrer Krümmung dem Wasserlauf und weist auf eine Ader hin, die hier als strukturelles Organisationsprinzip das Bild der Stadt prägt. 


Inmitten des Parkes entsteht als Reminiszenz an den darunterliegenden Fluss ein geplanter Wasserlauf, der sich stellenweise hin zu größeren Wasserflächen entwickelt. Do entstehen in Bereich der Parklandschaft zwei knietiefe Wasserflächen, die zum Verweilen und Erfrischen einladen, während auf der Höhe des Flohmarktes und der Kettenbrückengasse zwei Wasserflächen zum Klima beitragen und im Bereich des Bauernmarktes Wasserfontänen punktuell eingesetzt werden können, sofern der Standplatz nicht besetzt ist.